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Nach dem Japan-Tsunami die große Verdrängungswelle in Deutschland

-AKW-Betreiber klagen gegen Abschaltung-EU erhöht Grenzwerte für Strahlung-Am 11.03.2011 erschüttert die Menschen hierzulande, katastrophale Nachrichten aus Japan.Ein durch Erdbeben ausgelöster Tsunami hat große Küstenteile Japans förmlich ausgelöscht und viele Tausend Todesopfer gefordert. Noch weit mehr Menschen sind heimatlos geworden, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Und als wäre dies nicht verherend genug, bedroht radioaktive Strahlung aus geschädigten Atomkraftwerken das Leben der gesamten Bevölkerung.

Tsunami

Ein Supergau steht unmittelbar bevor

Uns erreichen in diesen Tagen Aufnahmen von komplett zerstörten Dörfern und Städten, verzweifelte Menschen, die in Notunterkünften verhungern oder erfrieren, Eltern, die um die Leben ihrer Babys bangen müssen.Das Szenario ist grauenhaft, die Bilder sind verstörend.Die Menschen in Deutschland stehen unter Schock. Tagelang berichtet jeder TV-Sender von früh bis spät über die Ereignisse in Japan. Es werden Spendenkonten eingerichtet und die Betroffenheit und das Mitgefühl in der Bevölkerung für die Opfer dieser Katastrophe, kennt keine Grenzen.

Oder doch?

Seit einigen Tagen sind deutliche Veränderung in der Medienlandschaft zu beobachten. Die ausführlichen Berichte sind merklich seltener geworden.Wer trotzdem nach Information sucht, ist gezwungen, gezielt einen Nachrichensender einzuschalten, während alle anderen Zuschauer an die schrecklichen Geschehnisse in Japan, die zeitgleich weiterhin existent sind, nur noch erinnert werden, wenn in der Werbeunterbrechung ein Spendenaufruf eingeblendet wird oder ein Programmtip an den „Red Nose Day“ erinnert.Diese Wandlung setzt sich massiv auch in der Bevölkerung fort. Über die Ereignisse reden die Menschen untereinander nicht mehr oft. Das Thema wird zusehends totgeschwiegen und scheint vielen inzwischen sogar lästig geworden zu sein.Hat sich hier bei uns ein riesiger Verdrängungstsunami in Gang gesetzt? Oder ist nach 3 Wochen nicht enden wollender Horrormeldungen aus Japan, die Betroffenheit und die Aufmerksamkeit der deutschen Bevölkerung ausgereizt?

Zu diesem Ergebnis könnte man durchaus kommen, wenn immer öfter „Japanwitze“ der billigen Kategorie die Runde machen, in denen es beispielsweise um „strahlendes“ Wetter in Japan oder eine „strahlende“ Zukunft geht und selbst die ARD nicht davor zurückschreckt, die Würde der Opfer dem Klamauk preiszugeben. So geschehen am 31.03.2011 in der Sendung „Harald Schmidt“, wo das Japan- und Atomthema ausgiebig auf die Schippe genommen und dem Zuschauer als „Satire“ serviert wurde.

Der Umgang der Öffentlichkeit mit diesem heiklen Thema erstaunt umso mehr, da es diese Art von „Respektlosigkeiten“ nach dem Tsunami 2004 nicht gegeben hat. Da stellen sich die Fragen, ob wir nach den vielen Negativmeldungen der letzten Jahre abgestumpft sind oder ob unser aufkommendes Desinteresse in diesem speziellen Fall daran liegen könnte, dass vergleichsweise wenige deutsche Urlauber in Japan bedroht gewesen sind und nicht wie bei der Naturkatastrophe vor 7 Jahren in Thailand, bei der 552 Deutsche starben?

Eines ist auf jeden Fall gewiss: Mit einem traurigen, schockierten Volk lassen sich keine lukrativen Ostergeschäfte tätigen oder AKW in Deutschland kritiklos betreiben.

Es bleibt also abzuwarten, wie mit dem Thema weiterhin umgegangen wird, denn ein Ende der katastrophalen Ereignisse in Japan scheint vorerst nicht in Sicht zu sein und auch wenn Fukushima fast 10.000 Kilometer von Deutschland entfernt liegt, befinden sich dennoch beide Orte auf dem gleichen Planeten. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Auswirkungen der radioaktiven Verseuchung auch bei uns deutlich zu spüren sind, selbst wenn Experten derzeit noch Entwarung geben. Angesichts der Tatsache, dass die EU die Grenzwerte für radioaktive Strahlung kürzlich erhöht hat, lässt vorausahnen, was uns in Zukunft erwartet.Es bleibt nur zu hoffen, dass andere Nationen nicht schon bald uns Deutsche ihr Mitgefühl ausprechen müssen, denn die Sicherheit unserer landeseigenen AKW sind ebenfalls umstritten und dennoch wollen deren Betreiber, eine Weiternutzung der zur Zeit abgeschalteten Werke, vor Gericht einklagen.